Holzgauer Butze

In der Gegend von Holzgau hat es von alters her immer viele Butze gegeben. Vom bekanntesten, dem Geißgassenbutz, erzählt man, daß er besonders tückisch sei. Man begegnet ihm häufig, wie er zwischen den Feldkreuzen hin und her geht, er springt ahnungslosen Wanderern auf den Rücken, setzt sich auf die Zugpferde, läßt sie nicht weitertraben und treibt sonst allerhand Schabernack. Der Geißgassenbutz muß zur Strafe für das Verrükken von Mark- und Grenzsteinen ruhelos umgehen.

Einmal traf ein Holzgauer einen Butz, der heftig niesen mußte. Der Bauer rief ihm ein lautes Helf Gott!« zu, worauf der in Flammen gehüllte Butz auf ihn zuschritt und ihm zum Dank die Hand reichen wollte. Der Mann getraute sich aber nicht, dem Feuergeist die Hand zu geben, sondern reichte ihm nur den Stock hin. Mit trauriger Miene ergriff der Butz den Stab, an dem die Spur der fünf Finger eingebrannt zurückblieb. Hätte der Bauer dem Butz die Hand gegeben, so wäre der Geist erlöst worden.

Auf der Alm im obersten Lechtal wurde ein junger Stier gehalten. Einmal entstand mitten in der Nacht vor der Hütte ein entsetzlicher Lärm. Als der Hirte sich erhob, um nachzusehen, sah er, wie der Stier am Rand eines Abgrundes mit einem Butz raufte. Wiederholt warf der Geist den Stier nieder, aber immer wieder kam das wütende Tier obenauf und maß seine Kräfte mit dem Butz, der erst verschwand, als vom Dorfe herauf das Betläuten scholl. Der Stier blieb aber fortan so wild, daß man ihn nicht mehr auf der Alpe halten konnte.

tirolkarteklein