Im 18. Jahrhundert lebte zu Längenfeld ein riesenstarker Mann, der Adasbue, welcher im ganzen Tal wegen seiner tollen Streiche gefürchtet war. Von Krieszügen in fremden
Ländern brachte der Bursche viel Geld heim und kaufte sich ein schönes Bauerngut, führte aber sonst gar kein ordentliches Leben, mied die Kirche und scharte bald einige Gesellen um sich,
die es ihm an übermut und Ausgelassenheit gleichtaten.
Der Adasbue und seine Kumpane durchstreiften oft zur Nachtzeit, wenn sie betrunken aus dem Wirtshaus kamen, die Ortschaften,
lupften den Leuten die Haustüren aus den Angeln, stellten Leiterwagen auf die Dächer, stahlen in der Sakristei den Opferwein, sperrten Ziegenböcke in die Feldkapellen, trieben mit
Feldkreuzen ruchlosen Unfug, gruben im Friedhof die Grabkreuze aus und steckten sie wieder verkehrt in den Boden.
Endlich schlug audi für den Adasbue die rächende Stunde. Als er
einst einen Überfall auf die Tochter des Burgsteinhofbauern plante, erfuhr der Vater des Mädchens davon und empfing den Adasbue gleich beim Eintritt mit einem so furchtbaren Beilhieb, daß
der Bursche mit zerschmettertem Schädel tot zu Boden sank. Das ganze Tal war froh, von dem Unhold befreit zu sein; dem Erschlagenen schnitt man den Kopf vom Rumpf. Im Beinhaus des
Längenfelder Friedhofes wurde später der Schädel des Adasbuben mit dem klaffenden Spalt in der Hirnschale der Jugend des Dorfes zum warnenden Beispiel gezeigt.
In manchen Nächten
glüht dieser Schädel wie von einem inneren Feuer; er rollt aus dem Beinhaus in die Kapelle und dreht sidi wirbelnd wie ein Kreisel. Mit dem ersten Klang der Morgenglocke aber liegt der
Schädel wieder bleich, kalt und still bei den anderen Knochen im Beinhaus.
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