Die Rache der weißen Gams

Auf dem Treffauer Kaiser jagte einst ein verwegener Bursche, der Wilderer-Hans, der nicht nach echter Jägerweise, sondern mit aller Tücke dem Wild nachstellte. Wäre es nach dem Hans gegangen, so gäbe es heute keine Gemse mehr im Wilden Kaiser; er schonte auch die Muttertiere nicht und war nur bestrebt, von jedem Pirschgang möglichst reiche Beute heimzubringen.

Eines Tages stellte der Wilderer-Hans auf dem Treffauer einem besonders schönen Tier nach. Es war die weiße Gams, die den Wilderer bis auf den Grat lockte, dann auf ihren Feind zusprang und ihn mit einem kräftigen Krickelstoß in die furchtbare Tiefe schleuderte. Mit einem Büschel weißen Gamsbart in der erstarrten Hand fand man den Unglücklichen als zerschmetterte Leiche am Fuße des Treffauers.

Seither geistert der Wilderer-Hans und tückt und neckt die Bergsteiger des Treffauers, indem er ihnen schwere Nebel oder wilde Wetter schickt, die schon manchem bergbegeisterten Kletterer das Leben gekostet haben.

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