In der Nähe des Dorfes Radein wohnten in einer Höhle, dem sogenannten Hexen- und Frauenloch, Salige Fräulein, die sich hie und da, meist an Freitagen nach dem Betläuten,
den Menschen zeigten und ihnen Gutes erwiesen.
Einst drangen drei neugierige Radeiner Burschen in die Höhle und kamen durch einen finsteren Gang in einen großen, leeren Saal. An
den Wänden bemerkten die Radeiner mehrere aus dem Felsen hervorragende Goldklumpen. Als einer der Burschen einen solchen Klumpen aus dem Gestein herausschlug, öffnete sich dahinter eine
kleine Tür, durch welche die erstaunten Bauern in eine goldschimmernde Schatzkammer gelangten.
Im gleichen Augenblick füllte sich die Kammer mit Saligen, die drohend mit der Frage
auf die Burschen eindrangen, was sie hier suchten. Der Beherzteste bat die Frauen um Verzeihung für die Neugierde, welche allein die drei hereingetrieben habe. Erst auf inständiges Bitten
ließen die Saligen die Burschen wieder frei gegen das Versprechen, niemandem von ihrem Erlebnis zu erzählen.
Doch die Burschen schwatzten, und am nächsten Freitag zogen die
Radeiriet Bauern in Scharen bewaffnet zum Hexenloch und drangen in die unterirdische Schatzkammer. Die Saligen aber verschwanden für immer im Innern des Berges und verwandelten vorher das
Gold in wertlose Steine, so daß die habgierigen Bauern mit leeren Händen heimkehren mußten.
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