In alter Zeit, als die Gegend an der Eisackmündung noch sumpfig und moosig war, kam ein Fuhrmann gegen Bozen gefahren. Da hörte er nodi außerhalb der Stadtmauern eine
flehentliche Stimme: Fahr nicht vorbei, heb mich auf!" Der Fuhrmann blickte sich verwundert um, sah aber niemanden und wollte schon seines Weges weiterziehen, als sich die Stimme
noch ein zweites und ein drittes Mal vernehmen ließ. Nun ging der Mann der geheimnisvollen Stimme nach und fand im moosigen Boden ein holdseliges Bild der Gottesmutter mit dem Jesukind
auf dem Schoß, aus weißem, mit feinen roten Adern durchzogenen Marmelstein geformt.
Das Bild wurde an der Fundstelle zunächst in einem Bildstöckl aufgestellt, und bald pilgerten
die frommen Bozner heraus zu Unserer Lieben Frau im Moos". Nach einiger Zeit nahm die Verehrung des Gnadenbildes so zu, daß man eine eigene Kapelle für Maria im Moos erbaute. Später,
als die große Bozner Liebfrauenkirche an der gleichen Stelle erstand, wurde das Marienbild dahin übertragen und auf dem kleinen Vigiliusaltar hinter dem Hochaltar ausgesetzt. Im Jahre
1745 ist für das vielverehrte Bild eine eigene Gnadenkapelle an den Chor der Bozner Pfarrkirche angebaut worden, wo seither Maria im Moos hinter dem Altar«, wie es im Volksmund heißt, von
kostbaren Votivgaben umgeben, segensreich thronte, bis die Kapelle mit dem Chor im Zweiten Weltkrieg 1944 durch Bomben zerstört wurde. Dem Gnadenbild ist in der wiederhergestellten Bozner
Pfarrkirche ein Altar errichtet worden.
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