Bei der ältesten Siedlung des Dorfes Tarsdi stand eine Kirche, die in ihrem Turm zwei schöne Glocken barg. An einem Unglückstag brach eine Mure los und verschüttete das
ganze Dorf samt der Kirche und dem Turm. Mit knapper Not retteten die Einwohner ihr Leben, die Ortschaft blieb im Lawinenschutt versunken.
Die Tarscher wollten wenigstens ihre
Glocken wieder bergen und gruben Tag für Tag an jener Stelle, an der sie den Kirchturm vermuteten. Endlich stieß ein Bauer mit seiner Hacke an eine der Glocken, so daß ein tiefer,
metallener Ton erklang. In seiner Erregung und überraschung entfuhr dem Tarscher der Aufschrei- "Hab' ich dich endlich, du Verfluchte!" Kaum war dies Wort gesprochen, da
hallten noch einmal die wundervollen Töne, dann versanken die Glocken in unergründliche Tiefe, so daß keines Menschen Hand sie mehr ans Tageslicht bringen konnte.
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Von der versunkenen oder verschütteten Stadt am Tarscher Büchel erzählt die Sage noch mancherlei Merkwürdiges. Ein Hirte soll einst im Schutt nachgegraben haben und dabei
auf einen tiefen Schacht gestoßen sein. Er ließ sich an einem Seil hinunter, nahm eine Laterne und kam in das Zimmer eines Hauses, in welchem an einem Tisch mehrere menschliche Gestalten
saßen, die bei der leichtesten Berührung in Staub zerfielen.
Der Hirte nahm einige Teller und Platten, die auf dem Tisch standen, als Andenken mit und bewahrte sie viele Jahre lang.
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