Auch im Lechtal gab's in alter Zeit Hexen, die man auf sonderbare Art entdeckte. Da aß einmal ein Holzgauer Jäger auf dem Stand gemütlich seinen Speck, als ein
furchtbares Wetter losbrach und den Jäger vertrieb. In heftigem Zorn schleuderte der Waidmann sein Sackmesser in das wilde Wetter hinaus, und siehe da: spurlos verschwand das Messer in
den Lüften.
Nach vielen Jahren kehrte der gleiche Jäger in einem Wirtshaus im oberen Lechtal ein und erkannte zu seiner Verwunderung auf dem Tisch sein Messer wieder, das er damals
in den Sturm geworfen hatte. Er fragte den Wirt, wie denn dieses Messer ins Haus käme. Da stieß der Wirt leidenschaftlich die Worte hervor: Wenn i nur wüßt', wem das Messer gehört,
dem wollt' 1 schon helfen! Das Messer hat man meiner Tochter, als sie vor Jahren einmal schwer krank war, aus der Hüfte gezogen."
Die Wirtstochter hatte damals als Hexe
das Unwetter gebraut, und das in die Luft geschleuderte Messer des Jägers war dem Mädchen in den Leib gefahren.
Ahnlich wie diesem Jäger erging es einem Bauern, dessen Kuh
plötzlich nicht mehr fressen wollte. Der Bauer nahm ein altes Buch, in dem rote und schwarze Kreuzlein eingezeichnet waren, schloß sich in den Stall ein, besprach die Kuh aus dem
Zauberbuch und warf schließlich ein Messer in die Ecke des Stalles. Das half, die Kuh wurde wieder gesund und fraß wie früher.
Am nächsten Tag kam die Dirn des Nachbarn, um ein
Hausgerät auszuleihen. Als der Bauer frug, wie es dem Nachbarn gehe, klagte das Mädchen, der Dienstgeber liege seit gestern mit einer schweren Fußwunde im Bett. Der Bauer erkannte nun,
wer sein Vieh verhext hatte.
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