Wo heute der schönste und größte See Tirols, der Adiensee, sidi im Schoß dunkelgrüner Wälder ausbreitet, lag einst ein stattliches Dorf inmitten fruchtbarer Felder. Den
Bewohnern stieg ihre Wohlhabenheit zu Kopf, sie führten einen üppigen, sündhaften Lebenswandel.
Sogar während der Predigt und des feierlichen Hochamtes konnten die Dörfler das
Spiel nicht lassen, Spielkarten und Würfel nahmen sie mit ins Haus des Herrn und horchten statt auf die Predigt nur auf die Stimme ihrer Leidenschaft.
Da war nun endlidi die
Langmut Gottes zu Ende. An einem Festtag, als in der Kirche wieder der Spielteufel triumphierte, quollen aus dem Erdboden Wasserfluten, die das Dorf und die ganze Gegend überschwemmten,
so daß die Einwohner ertrinken mußten.
Seither ruht das Dorf in der Tiefe des Achensees; an windstillen, klaren Tagen sieht man von der Mädererbrücke aus den vergoldeten
Kirchturmknopf im Wasser glänzen. ja, wer ein ganz feines Ohr hat, hört manchmal sogar aus dem See das Zwölfuhrläuten.
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