Wie das Salvenkirchlein entstand

Das Kirchlein auf der Hohen Salve verdankt folgendem Geschehen seine Entstehung: Eine fromme Witwe namens Ehrentraud besaß einen einzigen Sohn, der in der weiten Welt ein wüstes, gottloses Leben führte und ein gefürchteter Räuber und Missetäter wurde.

Die Mutter, die durch mangelhafte Erziehung sich an der Verderbnis ihres Kindes mitschuldig fühlte, beschloß, ihren Sohn aufzusuchen und seine Bekehrung zu erflehen. Nach langer Wanderung über Berg und Tal kam die Frau auf die Hohe Salve und schlief auf dem Gipfel ermüdet ein; sie träumte, daß das Haupt Johannes des Täufers über den blutenden Köpfen ihres Sohnes und seiner Raubgesellen glänzte.

Als die Mutter erwachte, sah sie ihren Sohn des Weges daherkommen, schuldbewußt das Haupt gesenkt und anscheinend in seinem Innersten erschüttert. Wehmütig begrüßte die Mutter ihr Kind und erfuhr nun, daß der Sohn in derselben Nacht den gleichen Traum gehabt habe und nun fest entschlossen sei, seine Untaten zu sühnen. Mit seinen Gefährten stellte sich der reuige Sünder dem Richter und bestieg bald darauf zur gerechten Sühne seiner Verbrechen das Blutgerüst.

Die trauernde Mutter aber ließ an der Stelle, wo sie ihren Sohn wiedergefunden hatte, eine Kapelle zu Ehren Johannes des Täufers erbauen.

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