In Barbian lebte ein Schmied, der auf dem Roßwagener Kreuzweg, dem bekannten Hexenplatz am Ritten, vom Teufel die Schwarzkunst erlernt hatte und im Besitz eines
Zauberbuches war. Durch dieses Buch erfuhr der Schmied den Aufenthalt des Haselwurmes und wollte das seltsame Tier, das aussah wie ein gefatschtes Kind und ein goldenes Krönlein auf dem
Kopf trug, aus der Erde graben. Denn wer dem Haselwurm das Krönlein abnimmt, der ist zeitlebens steinreich und braucht keine Hand mehr zur Arbeit zu rühren.
Der Barbianer Schmied
ging des Nachts an den bestimmten Platz und grub nach dem Haselwurm. Als er schon ziemlich tief geschaufelt hatte, regte sich der Haselwurm und stieß einen so schauerlichen Pfiff aus, daß
der Schmied voll Schrecken die Schaufel wegwarf und davonlief.
In seinen alten Tagen wollte der Barbianer Schmied das Zauberbuch loswerden. Aber das ging nicht so leicht; warf der
Schmied das Buch aus dem Fenster, so flog es sogleich wieder zurück. Erst einem Bozner Franziskaner gelang es, das Zauberbuch auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen, wo es langsam, Blatt
für Blatt, umspielt von blauen Flämmchen, zu Asche wurde.
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