In der Nähe von Landeck trägt ein steiler Fels die Ruine des Schlosses Schrofenstein, das einst von einem Feind des Burgherrn hartnäckig und erbittert belagert wurde. Da
Waffengewalt nichts nützte, wollte der Belagerer die Feste aushungern und unterband jeden Verkehr und jede Lebensmittelzufuhr. Als aber droben auf der Burg wie zum Spott mehrere große,
gefüllte Mehlsäcke vor die Mauern gestellt wurden und sogar ein Fäßlein köstlichen Weines ins Lager herunterrollte, da hob der Feind die Belagerung auf.
In Wirklichkeit stand es um
die belagerte Feste schlimm genug. Die Mehlsäcke hatte man mit Sand gefüllt, und das Weinfäßlein war das letzte aus dem Keller der Feste. Auch sonst war aller Mundvorrat aufgezehrt, so
daß der Burgherr sich schon am nächsten Tag hätte ergeben müssen.
Zum Dank für die Befreiung ließ die Familie des Schrofensteiners so viele Heiligenbilder schnitzen, als sie
Mitglieder zählte, und in der Kirche zu Landeck aufstellen. Das Merkwürdige an diesen Heiligenstatuen war: starb einer der Schrofensteiner, so schloß auch eines der Heiligenbilder seine
Augen und öffnete sie nie wieder.
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