In der Nähe von Sterzing lebte auf einem Berghof das Pfeifer-Huisele, ein Mann, der mit dem Teufel im Bunde stand und allerlei Zaubereien trieb.
Eines heißen
Sommertages spürte das Huisele argen Durst, verwandelte sich in eine Fliege, flog in das nächste Bauernhaus und kroch durch das Schlüsselloch in die Milchkammer, um sich an der kühlen
Milch zu laben. Gierig sog die Fliege den Trank, bis sie mitten in die Schüssel fiel und den Rand nicht mehr erreichen konnte. In diesem Augenblick kam die Bäuerin in die Kammer, um die
Nachmittagsmilch für die Dienstboten zu holen. Als sie die schwarze Fliege in der Milch zappeln sah, griff sie mit dem Zeigefinger in die Schüssel und schleuderte das Tier auf den Boden.
Da die Fliege den Erdboden berührte, war sie gerettet und flog davon. Im Freien verwandelte sich das Insekt wieder in das Huisele.
So und ähnlich trieb es der Zauberer viele Jahre
lang, bis endlich das Maß seiner Sünden voll war. Als das Huisele einst auf einer Bergwiese mähte, kam der Teufel, packte es beim Kragen und fuhr mit seiner Beute zur Hölle. Noch zeigt
man den breiten Graben, den der Satan, mit dem Pfeifer-Huisele in seinen Krallen, bei seiner Höllenfahrt im Talgrund aufgerissen hat.
In Wirklichkeit ist Matthäus Hänsele, vulgo
Pfeifer-Hänsele oder Huisele, am 14. November 1680 zu Meran als Zauberer hingerichtet worden.
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