Die Wünschelrute auf dem Tribulaun

In früheren Jahrhunderten bestanden im Gschnitzer- und Pflerscher Tal große Silbergruben, die einen solchen Ertrag lieferten, daß die Bergknappen reiche Leute wurden. An hohen Festtagen begaben sie sich in festlichem Aufzug mit Trommeln und Pfeifen zum Gottesdienst nach Gossensaß, wo die Knappen dem heiligen Antonius eine eigene Kirche gestiftet hatten. Darin stellten die dankbaren Bergleute als Wahrzeichen eine Statue des Heiligen auf, die in der einen Hand einen Berghammer, in der anderen eine Erzstufe trug.

Den Silberreichtum in diesen Tälern hatte ein Mann mit einer Wünschelrute aufgespürt, der zu Anichen wohnte und weitum im Lande als Rutengänger berühmt war. Als er sein Ende herannahen fühlte, stieg der Mann auf die Spitze des Tribulaun, vergrub dort seine Wünschelrute und sank tot neben dem Gipfelfelsen nieder.

Ein Gemsjäger hatte das Vergraben der Wünschelrute heimlich beobachtet und stieg auf den Tribulaun, um die Rute auszugraben. Aber auf dem Wege wurde der Jäger ebenso wie andere, die nach ihm die Wünschelrute suchen wollten, von einem Riesen vertrieben, der in einer Höhle am Tribulaun sitzt und die Rute bewacht. Seither ist der Bergsegen in dieser Gegend versiegt.

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