Der geprellte Teufel

Wer in der Kirche beim Gottesdienst schwätzt, ladet den Teufel in das Haus des Herrn.

Der Satan durfte einst in einer Wildschönauer Kirche leibhaftig erscheinen, mußte aber die Betstühle meiden und hoch oben im Fensterbogen Platz nehmen, von wo aus er eine gute Sicht über das ganze Kirchenschiff hatte. Um alle Schwätzer aufzuzeichnen, hatte der Teufel eine große Ochsenhaut mitgenommen. Bald stand schon die ganze Haut voller Namen, denn drunten in der Kirche ging es lebhaft zu; das Volk schnatterte, als wäre es auf dem Markt. Nun wollte der Teufel auf der Ochsenhaut neuen Raum gewinnen und spannte sie mit der einen Hand und mit den Fußkrallen aus, daß ihm der Schweiß von der Stirne rann.

Einer dieser glühenden Schweißtropfen traf einen frommen Mann drunten in dem Kirchenschiff auf die Glatze, so daß er verdutzt aufschaute und zu seinem Schrecken den Teufel mit der Ochsenhaut oben im Fensterbogen sah.

Da bat der biedere Wildschönauer, der liebe Gott möge doch das Werk des Bösen vereiteln. Auf einmal riß die Ochsenhaut wegen der allzu großen Spannung, der Teufel verlor das Gleichgewicht und purzelte zum Fenster hinaus, so daß er sich auf dem Pflaster seine Satansknochen arg zerstieß und mit Geheul in den Lüften verschwand.

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