In den Dörfern der Wildschönau erzählt man sich viel von Geistern und Gespenstern, die zur Nachtzeit durch das Tal streifen. So soll man einst ein schreckliches Gespenst
von unförmlicher Erscheinung mit Augen wie glühende Kohlen gesehen haben. Der Geist ging langsamen Schrittes durch das ganze Tal, war zuerst ganz klein, schwoll dann immer mehr an, bis er
am Ende des Tales riesengroß in den Himmel wuchs.
Als einst eine Bäuerin zur Mitternachtsstunde den Arzt zu ihrer kranken Mutter holen wollte, sah sie auf der Dachrinne einer
einsamen Mühle einen Geist sitzen, der auf seinem plumpen, dicken Kopf einen breitkrempigen Bauernhut trug. Das Gespenst sprang auf der Rinne unter gellendem Pfeifen hin und her und
jauchzte der Bäuerin so markerschütternd nach, daß sie voll Schrecken atemlos aus dem Bannkreis des unheimlichen Gespenstes flüchtete.
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