Der Glungezer-Riese

So brachte also der Glungezer-Riese, der sich so fein als möglich herausgeputzt hatte, seine Werbung vor. Die vier Königstöchter brachen in silberhelles Lachen aus, als sie den plumpen Riesen verliebte Worte stammeln hörten, und schickten ihn mit vier Riesenkörben wieder heim. Der abgewiesene Freier aber sann auf furchtbare Rache. In der nächsten Nacht wälzte er vom Glungezer haushohe Felsblöcke gegen Tulfein, die das Königsschloß samt dem Herrscher und den vier Prinzessinnen an den Rand eines Wildsees schoben, in dessen Fluten die Burg und ihre Bewohner versanken. Heute nennt man den Tümpel, der von jenem See noch übriggeblieben ist, den "Schwarzen Brunn".

Den Riesen faßte nun, da seine Rache gekühlt war, tiefe Reue. Am Ufer des Wildsees saß er tage- und nächtelang und weinte bitterlich, vermochte aber die ertrunkenen Königstöchter nicht mehr zum Leben zu erwecken. Später wurde der Glungezer-Riese in ein eisgraues Bergmännlein verwandelt, das seine runzeligen Händchen sehnsüchtig ausstreckt nach den lichten Gestalten der vier Königstöchter, die als Salige über dem See schweben. Aber der Unglückliche vermag die Geistergebilde nicht zu erreichen und stürzt sich in seiner Verzweiflung in die Wellen, um die brennende Glut seines leidenschaftlichen Herzens zu kühlen.

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