Der Junker von Sigmundskron

Auf dem Schlosse Sigmundskron, das hart am Etschknie stattlich auf breitem Felsen thront, hauste einst ein leichtlebiger Junker, der allnächtlich zu sündhaftem Treiben in das nahe Dorf Frangart schlich.

In einer stürmischen Nacht, da ein eiskalter Wind von der Mendel niederbrauste, rollte dem Junker auf der Frangarter Straße ein von vier feuerschnaubenden Rossen gezogener Wagen entgegen. Aus der Kutsche stieg ein Mann, von dem Feuerschein ausging und der dem Junker die drohenden Worte entgegenrief: "Wenn ich dich nochmals auf diesem Sündenpfuhl treffe, dann bereite ich dir dein Bett an jenem Felsen!" Furchtgeschüttelt kehrte der Junker um und entsagte mehrere Monate lang seiner Leidenschaft.

Eines Nachts aber trieb es den Unseligen doch wieder hinunter nach Frangart. Kaum hatte er die Straße erreicht, da sauste wieder der feurige Wagen heran; der Satan sprang aus der Kutsche, ergriff den Junker und schleuderte ihn an den Burgfelsen.

Noch nach Jahren tropfte das Blut des Verdammten von dem Felsen, und als man den Stein wegsprengte, um die unheimliche Spur zu vertilgen, klang noch oft zur Nachtzeit geisterhaftes Wehklagen um die Burgmauern von Sigmundskron.

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