Hoch über der Stadt und Festung Kufstein ragt als Wächter an den Felsentoren Tirols der Wilde Kaiser mit seinen Türmen und Spitzen empor. Am schönsten sieht man den
berühmten Kalserkopf", das Wahrzeichen, dem der ganze Gebirgsstock seinen Namen verdankt, vom Süden aus. An dem zwischen Treffauer und Ellmauer Haltspitze liegenden Felskopf, hinter
dem die rote Rinne emporzieht, vermag man leicht das Profil eines mächtigen, schlummernden Hauptes zu erkennen, das zur Winterszeit, wenn Schnee die Felsspalten und Höhlen ausfüllt, auch
einem Totenkopf gleicht.
Der Sage nach soll Kaiser Karl der Große im Tode droben in der Felseneinsamkeit ruhen, die Krone - die schief geneigte Ellmauer Halt - sinkt ihm vom Haupt,
die Hände hält er gefaltet auf der Brust, der Hermelinmantel fließt ihm in blendenden Schneeflächen von den Schultern, und die drei Riesen des Scheffauers halten Wache am Lager des
Herrschers. Erst wenn das Brünnlein am Hohen Grutten nicht mehr fließt, dann erwacht Karl der Große, ergreift mit seinen Paladinen das Schwert und wirft die Feinde siegreich
nieder.
Vielleicht stammt der Name des Kaisergebirges aber auch davon her, daß dieses Gebirge in alter Zeit kaiserliches Fron- und Lehensgut war.
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