Der Pestreiter von Oberplanitzing

Zwischen Kaltern und Oberplanitzing stand in früherer Zeit ein hölzernes Bildstöckl. Wer da nachts vorbeiging und die Karnäller Lahn überschritt, hörte das wilde Stampfen und Schnauben eines galoppierenden Pferdes. Auf einem großen Schimmel kam ein schwarzer Reiter ohne Kopf daher; beide warfen auch beim hellsten Mondenschein keinen Schatten. In der Nähe des Bildstöckls, bei den sogenannten "Gräbern", verschwand der kopflose Reiter mit einem tiefen Seufzer.

Vor Jahrhunderten überfiel die Pest das Dorf Kaltern und raffte zahllose Einwohner dahin; nur Oberplanitzing blieb verschont. Da wollte ein von der Seuche befallener Kalterer die Pest auch nach Oberplanitzing einschleppen. Er bestieg ein Pferd und sprengte gegen den Nachbarort, sank aber an der Steile, wo später das Bildstöckl errichtet wurde, sterbenskrank vom Pferd. Das reiterlose Tier lief weiter ins Dorf, dessen Einwohner den Kalterer auffanden und mitleidig bis zu seinem Verscheiden pflegten.

Nun bradi freilidi auch in Oberplanitzing die Pest aus und entvölkerte die ganze Ortschaft. Die Toten wurden an einer Stelle begraben, die man seither Gräber" nennt. Der Pestreiter aber muß als büßender Geist die Grabstätte umreiten, bis er erlöst wird. Wann und wie das geschehen wird, weiß niemand.

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