In der einsamen Bergwelt bei Hintertux lebten Salige Fräulein, die den Bauern und Sennen viel Gutes erwiesen und ihnen Segen brachten, so daß die Zillertaler ihre Saligen
auch Talgilgen", das sind Tallilien, nannten.
Einst brach ein fremder Riese in das Tuxer Tal ein, der in seinem Haß die Saligen quälte und verfolgte, so daß sie sich in ihr
kristallenes Schloß im Innern des Tuxer Ferners zurückzogen. Der Riese wölbte sich eine Höhle unter der gefrorenen Wand und grub von dort aus einen unterirdischen Gang bis nach Hintertux,
wo er in der Nähe des Wasserfalles ein Schloß aus mächtigen Quadern errichten wollte.
Die Saligen sannen auf Rache und schickten vom Ferner herab Wildbäche und Lawinen, die den Bau
des Riesen unterwühlten, so daß er nie vollendet werden konnte. Da erfaßte den Unhold furchtbarer Zorn; mit ungeheuren Kräften riß er die Mauern des Schlosses nieder, zerstampfte den
Grund mit seinen Füßen, deren Spuren man heute noch als "Riesentritte" im Gestein sehen kann, spaltete die Felsen und brach die Gefrorene Wand ganz glatt ab, wodurch sie ihre
heutige Gestalt erhielt.
Aber die rohe Gewalt des Riesen vermochte nichts gegen die gesegnete Kraft der Saligen, deren hehre Lichtgestalten in Vollmondnächten erschienen. Das
verdroß den wilden Riesen derart, daß er eines Tages das Tuxer Tal für immer verließ.
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