Oberhalb des Gnadenwaldes lebte in uralter Zeit der Walder Riese, ein Koloß von mächtigen Gliedmaßen. Wenn er im Walde schlief und schnarchte, zitterten die Bäume weit und
breit unter seinen furchtbaren Aternstößen.
Einst kam ein Bauer mit seinem Fuhrwerk über die Walder Straße und wunderte sich, welch ein Sturmwind die Wipfel der Bäume
durcheinanderschüttelte. Es war aber nur das Schnarchen des schlummernden Riesen, das über den Wald hinbrauste. Als das Fuhrwerk zu Füßen des Schlafenden ankam, hielt der Bauer den
klobigen Leib für einen Hügel und fuhr ahnungslos über den Körper des Riesen. Wie der Fuhrmann bei der Nase anlangte, sah er vor sich zwei finstere Hohlwege - die Nasenlöcher - und wußte
zuerst nicht, ob er sich rechts oder links wenden sollte.
Kaum waren die Pferde dann in das rechte Nasenloch eingefahren, da spürte der Walder Riese ein Kitzeln und tat einen solch
schrecklichen Nieser, daß Pferde, Fuhrwerk und Bauer durch die Luft über den Inn bis nach Lans hinübergeschleudert wurden.
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