Da stieg einst eine Näherin aus Hall, die von der Frau des Glockengießers bestellt worden war, in frühester Morgenstunde hinauf zum Glokkenhof. Als die Näherin vor das Haus
kam, stieß sie auf der Straße an den Leichnam eines Fuhrknechtes, und wie sie durch die Spalte der Fensterläden in die hell erleuchtete Stube blickte, sah sie drinnen zu ihrem Schrecken
den Meister Gatterer mit seinen Gesellen beim gierigen Zählen der erbeuteten Goldstücke.
Atemlos rannte das Mädchen wieder nach Hall zurück und erzählte bei Gericht sein Erlebnis.
Darauf wurden die Räuber im Glockenhof gefangen und zum Tode durch das Schwert verurteilt. Hans Gatterer erbat sich eine besondere Gnade. Droben im Glockenhof habe er noch gute
Glockenspeise ungenützt liegen; er wäre bereit, aus diesem Erz eine klangvolle Glocke zu gießen, die ihm dann mit ihren ersten Klängen am Todesmorgen den letzten Gruß entbieten
solle.
Das Gericht gewährte die Bitte des Meisters. Die Gesellen wurden hingerichtet; für den Meister aber blieb der Vollzug der Todesstrafe aufgeschoben, bis sein letzter
Glockenguß vollendet war. Dann führte man die neue, schöne Glocke hinüber nach Mils, und als der Meister reumütig sein Haupt unter das Henkersschwert beugte, ertönte zum ersten Male ihre
silberne Stimme vom Milser Kirchturm. So geleitete sein letztes Werk den büßenden Glockengießer in die Ewigkeit.
Am alten Glockenhof im Volderer Wald sieht man über dem Tor eine in
die Wand eingepreßte Glockenform. Ein Marterl am Haus erzählt in schlichten Reimen von den Untaten und dem Ende der Räuber vom Glockenhof .
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