In Zwölfmalgreien, an der alten Bozner "Zollstange", dort, wo sich die Wege ins Eisack- und ins Sarntal scheiden, steht heute noch in der nächsten Nähe des
früheren Bozner Posthauses und des weinberühmten Batzenhäusls die sogenannte Wegscheider Schmiede, in der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts tüchtige Meister ihr Handwerk
ausübten.
Einst saß auf dieser Schmiede ein Mann, der in seiner Habgier mit dem Teufel einen Bund auf dreißig Jahre geschlossen hatte. In dieser Zeit regnete es Gold und Silber für
den Wegscheider Schmied. Als aber das Ende der Paktzeit herannahte, bat der Meister in seiner Angst einen Gesellen um ein geweihtes Skapulier. Aber auch dieses heilige Zeichen focht den
Gottseibeiuns nicht weiter an; um Mitternacht erschien der Höllenfürst, ergriff den Schmied und entführte ihn durch das Fenster in die Lüfte. Das Wirtshaustöchterlein vom "Weißen
Rößl" in der Bindergasse fuhr erschreckt aus dem Schlaf, als es das jammervolle Geschrei des Entführten hörte; mit Entsetzen sah das Mädchen, wie der Teufel den Schmied in feurigem
Zug über die Dächer davontrug, und betete erschauernd ein Vaterunser für den Unglücklichen.
Am nächsten Tag wurde die Leiche des Wegscheider Schmiedes außerhalb der Stadt in der
Nähe einer Kapelle, bis zum Halse eingegraben, mit jammervoll zerkratztem Gesicht, aufgefunden.
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