Die Glocke von Rodeneck

Die Bewohner von Rodeneck und Natz wollten einst ihre großen Glocken tauschen. Als nun die Rodenecker mit ihrer Glocke zur Brücke kamen, die über die Rienzschlucht nach Natz führt, brachten sie die Glocke durchaus nicht mehr weiter, obwohl zehn und zwölf Pferde vor den Wagen gespannt wurden. Der Wagen rührte und regte sich nicht, und als die Dunkelheit hereinbrach, mußten die Rodenecker unverrichteter Dinge wieder heimziehen und die Glocke samt dem Wagen an Ort und Stelle stehenlassen.

Am nächsten Morgen war die Rienzbrücke zum Schrecken der Rodenecker auf unerklärliche Weise verschwunden. Nun blieb nichts übrig, als die Glocke wieder den engen, steilen Weg nach Rodeneck zurückzuführen, was ohne Schwierigkeiten gelang.

Als man die Glocke vor der Kirche ablud, um sie wieder an ihren alten Platz im Rodenecker Turm zu bringen, erdröhnte aus dem Glockenmantel eine Stimme: 

        "Moidl hoaß i,
        Olle Wetter woaß i,
        Olle Wetter vertreib i,
        Afm Rodenecker Berg bleib i!"

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