Auf der Alm geht's oft recht übermütig zu. Wenn die Arbeit getan ist, kommt die Langeweile, und die wird dann von dem jungen Sennvolk manchmal auf sonderbare Weise
vertrieben.
Da hat einmal in einer Sennhütte im obersten Paznauntal der Hirt zum Zeitvertreib aus Holz eine Puppe geschnitzt; dieser Figur schmierten nun der Hirte und die Sennerin
Mus, das in der Pfanne übrigblieb, in den Mund. Als die beiden genug dieses frevlen Spieles hatten, warfen sie die Puppe unter die Bettstatt.
Eines Abends aber kam die Vergeltung
für den Mißbraudi der Gottesgabe. Als Hirte und Sennerin gerade beim Abendessen an der Muspfanne saßen, kam die hölzerne Puppe unter der Bettstatt hervor, setzte sich mit an den Tisch und
verschlang eine tüchtige Portion Mus. Den leichtsinnigen Leuten war vor Schrecken der Hunger vergangen. Sie hielten es in der Almhütte, in der fortan die hölzerne Puppe als Butz
geisterte, nicht mehr aus und zogen von dannen. Das unheimliche Wesen verscheuchte aber auch alle anderen Senner und Sennerinnen, so daß der Bauer, dem die Almhütte gehörte, alles
mögliche versuchte, um den Butz zu bannen.
Endlich gab ein frommer Priester den rechten Rat. Ein Stierkalb wurde zwei Jahre lang mit bester Kuhmilch aufgezogen und dann, als das
Tier groß und stark geworden war, auf die Alpe getrieben. Vor der Sennhütte entspann sich nun ein furchtbarer Kampf zwischen dem jungen Stier und der Puppe, der erst nach langem Ringen
mit der Niederlage der Holzpuppe endete. Aber auch der Stier war durch die Anstrengung dermaßen ermattet und entkräftet, daß er bald darauf einging.
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