Leichtsinnige Sennerinnen

Ein Gemsenjäger aus Kappl kam einmal im Spätherbst auf der Heimkehr von der Jagd in eine leere Almhütte. Er machte Feuer und legte sich dann neben Gewehr und Jagdhund auf die Pritsche zur Nachtruhe.

Da öffnete sich zur Mitternachtsstunde die Kellertür, ein unheimliches Weib stieg herauf, das einen Napf voll Regenwürmer in den Händen trug und auf den Tisch stellte. Mit hohler Stimme lud es den Jäger zum Essen ein, der aber rührte sich nicht. Als das Weib immer drohender und dringender seine Einladung wiederholte, ergriff der unerschrockene Jäger sein Gewehr, ohne aber dem Weib zu folgen. Da schrie der Butz: "Hattest du nit dein Fuirhaß und dein Hundpaß bei diar, so wött i di schua mitössa mocha!" Dann verschwand der Geist.

Auch dieses Weib war eine Sennerin, die wegen unredlicher Gebarung als Almbutz geistern muß, bis sie erlöst wird. Hätte der Jäger von den Regenwürmern gegessen, wer weiß, ob er dadurch nicht das arme Wesen von seiner Qual befreit hätte.

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