Paznauner Hexengeschichten

Im Paznaun erzählt man sich allerlei Geschichten von Hexen und Hexenfahrten. Da war einmal ein junger Paznauner Bauernsohn in ein schönes Mädel verliebt, das er gerne jeden Abend im Hause der Mutter besucht hätte. Das Mädchen gewährte ihm den Heimgart, nur am Mittwoch- und Freitagabend dürfe er nicht kommen.

Das Verbotene reizt halt am meisten, und so schlich der Bursche einst an einem Freitag heimlich ins Haus und versteckte sich unter der Küchenbank. Als es schon finstere Nacht war, kamen Mutter und Tochter in die Küche und besprachen miteinander, was für eine Gegend sie heute gfrören" wollten. Dabei nahm die Alte ein Fläschchen aus dem Wandkästchen, ging mit der Tochter in die Stube und schüttete die Flüssigkeit zum Fenster hinaus.

Als sich der entsetzte Liebhaber vom ersten Schrecken erholt hatte, gedachte er, den beiden Hexen ihr sauberes Handwerk zu legen, holte selbst ein ähnliches Fläschchen aus dem Kasten und spritzte den Inhalt durch die Küchentür in die angrenzende Stube. So rasch er nun auch die Tür schloß, so wären ihm doch bald die Finger an der Türklinke angefroren.

Die Nacht verging dem Burschen nach diesem Erlebnis unendlich langsam. Wie erschrak er aber erst, als er am nächsten Morgen die Stubentür öffnete und drinnen alles in blinkendem Eis erstarrt fand, aus der Mutter und Tochter als leblose Eisblöcke aufragten.

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