Paznauner Hexengeschichten

Noch schlimmer erging es einem anderen Paznauner, dem ebenfalls ein Mädchen den Heimgart am Freitagabend verboten hatte. Die Neugierde kitzelte ihn so lange, bis er doch einmal an einem Freitag heimlich kam, sich ebenfalls in der Küche versteckte und nun zu seinem Erstaunen sah, wie sich die Alte und die junge mit einer Salbe den Rücken einrieben und unter dem Ruf Oben aus und nirgends an!" zum Kamin hinausflogen. Das kann ich wohl auch probieren, dachte der kecke Bursche, rieb sich ebenfalls mit der Hexensalbe ein, murmelte den Sprudi und flog auch gleich durch den Kamin über Berg und Tal bis zu einem Tanzplatz, der von Hexen wimmelte.

Gleich erkannte der Bursche in dieser unheimlichen Gesellschaft seine Liebste und ihre Mutter, die ihn überrascht begrüßten und mitten in den Wirbel des Hexentanzes rissen. Als der Tanz zu Ende ging, flüsterte die Tochter der Hexenmutter zu, was man denn mit dem Eindringling anfange, damit er nicht die Geheimnisse der Nacht verrate. Die Mutter war gleich mit dem tückischen Rat zur Hand, den armen Burschen in einen Esel zu verwandeln. Kaum war dies ausgesprochen, so spürte der Bursche schon, wie sich seine Ohren verlängerten, und bald darauf trabte er auf vier Beinen als Esel vom hexenleeren Tanzplatz talabwärts.

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