Da hat es ein junger Schmied einer heimlichen Hexe doch anders heimgezahlt. Er schlief mit einem Mitgesellen im Haus des Meisters im gleichen Bett und wunderte sich, daß
sein Kamerad, der stets am äußeren Rand des Bettes lag, von Tag zu Tag schlechter aussah. Der Schmied fragte den anderen nach der Ursache, worauf jener antwortete: "Wenn du das zur
Nachtzeit tun müßtest, was ich tun muß, so würdest du auch nicht besser ausschauen!"
Nun plagte den Gesellen die Neugierde, und er tauschte mit dem Kameraden seinen Platz im
Bett. Mitten in der Nacht öffnete sich die Tür der Schlafkammer, es erschien ein großes Weib, rüttelte den vorwitzigen Gesellen wach und wollte ihm einen Zaum anlegen. Aber der Bursche
war flinker, entriß der Frau den Zaum und legte ihn ihr selber an. Im gleichen Augenblick war das Weib in ein schönes Pferd verwandelt, der Bursche schwang sich auf den Rücken des Tieres
und sauste durch die Lüfte zu einem prächtigen Palast. An der Pforte stieg er ab, band das Hexenpferd an eine Säule und labte sich in einem herrlichen, von Gästen erfüllten Speisesaal an
köstlichen Gerichten.
Als zum Sdiluß des Mahles sich alle Gäste in ein großes Buch eintrugen, schrieb der Schmiedgeselle den Namen Jesus hinein. Im Nu war der ganze Spuk
verschwunden, und statt des Palastes stand eine verwitterte Almhütte da, vor der das Pferd des Gesellen wieherte. Er bestieg das Tier und ritt in sausendem Galopp heim zur Schmiede, in
der er noch vor dem Aveläuten das Pferd mit glühenden Hufeisen beschlug.
Am nächsten Morgen herrschte große Bestürzung im Hause des Schmiedes. Die Meisterin lag schwer krank zu
Bett; als der verwegene Geselle hinaufging in die Kammer der Kranken, fand er die Frau mit Hufeisen an Händen und Füßen und konnte sich nun erst sein nächtliches Erlebnis erklären.
|