In St. Veit im Defereggental lebte einst in einem geistlichen Haus eine Köchin, die heimlich verbotene Bücher las und daraus allerlei Hexenkünste lernte. Das Weib war sehr
tanzlustig und wollte einmal im Fasching beim Wirt in St. Veit an einem Tanzabend teilnehmen, zu dem die Hopfgartner Burschen hereingekommen waren, die eigene Spielleute mitbrachten und
sich in einem Extrazimmer vergnügten. Die Köchin stand aber in keinem guten Ruf, daher ließen sich die Hopfgartner von ihr nicht verlocken, so daß sie keinen Tänzer fand.
Zitternd
vor Zorn schlug die Köchin die Saaltür hinter sich zu mit den Worten: “Wartet nur, ihr werdet auch nicht mehr lange tanzen!" Racheglühend stieg die Hexe auf den angrenzenden
Berg und löste von den Höhen zur Stunde, als die Hopfgartner heimgingen, eine mächtige Lawine los, die achtzehn der Burschen begrub und tötete.
Das Unwesen der Hexe wurde nun immer
unerträglicher, so daß man sie schließlich gefangensetzte und gefesselt in einem Korb ins Gefängnis führte. Auf dem Weg sprach die Köchin zu sich selbst: "Wenn nur grad eine Plisse
(Fichtennadel) auf mich herabfallen tät', dann wär' ich gerettet.” Richtig, als das Gefährt in den Döllacher Wald einbog, erhob sich ein starker Wind, der Blätter und Nadeln
von den Bäumen schüttelte. Auch in den Korb der Hexe fielen einige Plissen, und sogleich verschwand das Weib spurlos.
Ihr Ende fand die Hexe erst, als man sie später wieder einfing
und dafür sorgte, daß nichts mehr in den Korb hineinfallen konnte. Da half der Hexe kein Bitten und Beten mehr, sie wurde in Lienz draußen in einem Kessel siedenden Wassers getötet.
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