Die Rache des Wichtleins

Zu Imsterberg hauste einst ein häßliches Wichtlein, das sein Herz an eine schöne Bauerndirn aus Pill verlor. So dienstbereit und liebevoll das Wichtl auch zu dem Mädchen war, dem es Alpenblumen, glitzernde, bunte Steine und Erzstufen als Geschenk brachte, so gering achtete die Dirn ihren kleinen Verehrer, der sich in seiner Felsenhöhle vor Gram und Kummer fast verzehrte.

Als dann die hochmütige Dirn die Werbung des Wichtleins zurückwies und das Männlein noch mit Hohn und Spott überschüttete, da wandelte sich seine Liebe in lodernden Haß. Unablässig sann der Abgewiesene und Verhöhnte auf Rache. An einem Lichtmeßabend, als die Dirn allein zu Hause war, stieg das Wichtl auf das Joch, trat dort eine Schneelawine los und setzte sich selbst wild jauchzend auf die abstürzenden Schneemassen. Die Lawine erfaßte das Haus der Dirn und schleuderte es über die Felswand tief in die Innschlucht.

Als die Radie des Wichtls gekühlt war, erfaßte es furchtbare Reue. Das Männlein lief jammernd hinunter zum Inn, grub die tote Geliebte aus dem Schnee und warf sich wehklagend über die Dirn. Dann verschwand das Wichtl, brennende Reue im kleinen Herzen, für immer in der Felsenwildnis.

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