Stampa

In der Gegend um Nassereith ging einst ein wildes Weib um, die "Stampa", welche statt eines menschlichen Hauptes einen Roßkopf trug und eine sonderliche Vorliebe für neugeborene Kinder und Wöchnerinnen zeigte. Blieb eine junge Mutter oder ein Säugling allein, so kam die Stampa herbei, um Mutter und Kind zu entführen; daher war es ratsam, Wöchnerinnen und Neugeborene nie schutzlos zu lassen. Einst schlich sich die Stampa zum Haus einer jungen Mutter in Dormitz, in deren Kammer aber ihr Mann wachte. Der sah durch das Fenster den greulichen Roßkopf der Stampa und schrie laut auf, so daß das Wilde Weib entfloh.

In Nassereith ließ man einmal ein neugetauftes Kind allein in der Stube. Flugs langte die Starnpa mit ihren dünnen Armen zum Fenster herein, hob das Kind aus der Wiege und suchte das Weite. Zufällig kam die Kindesräuberin an einem Baum vorüber, unter dem man das Taufwasser des Kleinen ausgeschüttet hatte. Da mußte die Stampa, die sich vor dem Taufwasser fürchtete wie der Teufel vor dem Weihwasser, das Kind fallen lassen, das von der Mutter unter dem Baum wieder glücklich aufgefunden wurde.

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