Die wildromantische Kranebitter Klamm mit ihren Höhlen und Schluchten ist in ihrer schaurigen Natureinsamkeit wie geschaffen zum Aufenthalt für allerlei Geister. Die Seelen
schuldbeladener Verstorbener werden in die Klamm verbannt und müssen dort bis zu ihrer Erlösung weilen. Aber auch Salige Fräulein, butzige Nörggelen, schauerliche Lindwürmer und anderes
unheimliches Getier hausen in der Klamm, in der es besonders um die Mitternachtszeit nicht geheuer ist.
Die sogenannte Hundskirdie, eine enge, hochgewölbte Sdilucht inmitten der
Klamm, diente in alter Zeit den Heiden, die sich vor dem Christentum zurückzogen, als letzte Zufluchtsstätte. In der Klamm wurde damals ein Tempel gebaut, in welchern, die heidnischen
Priester Götzenbilder aus Gold und Silber zur Verehrung aufstellten. Da brach die christliche Bevölkerung, geführt von Mönchen, in die Hundskirche ein, erschlug die Heiden und goss aus
dem edlen Erz der Götzenbilder eine Glocke, die noch jahrhundertelang vom Höttinger Kirchturm die Gläubigen zur Andacht rief. Einige Bergmännlein und Waldfrauen, die aus heilsamen
Kräutern Lebenselixiere brauten, entrannen dem Blutbad, zogen sich noch tiefer in die Schlucht zurück und wohnen vielleicht noch heute hoch droben in den unzugänglichen Felsen des
Solstein.
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