Geisterspuk im Schneeburgschlössl

Im alten Schneeburgschlößl, das früher Schloß Lichtenturm hieß, geistert zuzeiten ein Ritter in schwarzem Harnisch, der ein langes Schwert führt und im Keller der Burg einen Schatz hütet. Wenn der Ritter, der als Helmzier den aufgesperrten Rachen eines Lindwurms trägt, mit mächtigen Schritten durchs Haus schreitet, dröhnt und ächzt der Fußboden, Türen fliegen krachend zu, und die Mauern des Schlößchens erzittern.

Eines Nachts wollten vier Höttinger den Schatz im Schneeburgschlößl heben; sie machten sich, stumm wie Fische, an die Arbeit, gebrauchten eine Wünschelrute und stießen bald auf eine große metallene Kiste. Da klopfte es plötzlich ans Fenster des Kellers, eine Nachbarin steckte ihren Kopf herein und fragte laut: Habts den Schatz schon?« In seiner Freude vergaß einer der Schatzgräber das strenge Schweigegebot beim Schatzsuchen und rief: ja, jetzt haben wir ihn!" Im gleichen Augenblick ertönte ein Klirren und Klingeln und die Schatztruhe versank auf Nimmerwiedersehen.

Als die Schatzgräber am nächsten Morgen der Nachbarin Vorwürfe wegen der verhängnisvollen Störung machten, versicherte die Frau hodi und teuer, in der ganzen Nacht nicht aus dem Hause gewesen zu sein. Die Erscheinung am Kellerfenster war nichts anderes als eine geisterhafte Truggestalt, die das Schatzheben mit Erfolg verhindert hatte.

Man darf sich bei dieser heiklen, geheimnisvollen Arbeit durch nichts und niemanden zu einem Wort oder audi nur zu einem Aufschrei verlocken lassen, sonst ist es mit dem Schatzheben ein für allemal aus.

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