Hexenstücke

Einem Zimmermann in Arzl gingen einst ganz plötzlich drei Lämmer ein. Im gleichen Haus wohnte eine Schäfersfrau, die im Verdachte der Hexerei stand und die am Abend vorher noch die Lämmlein gefüttert hatte. Die Zimmermannsfrau wollte nun doch die Ursache des Unglücks mit den Lämmern herausfinden und fing dies auf den Rat eines klugen Mehlhändlers folgendermaßen an: Sie schnitt den toten Tieren Ohren und Schwänze ab, legte diese Teile in der verschlossenen Küche auf glühende Kohlen und wartete ab, was da kommen werde.

Kaum hatten die Lämmerohren und -schwänzlein zu brennen begonnen, da lief die Schäfersfrau züm Zimmermann, fragte ängstlich nach seiner Frau und wollte unbedingt in die Küche. Der Zimmermann antwortete, seine Frau sei ausgegangen und habe den Küchenschlüssel mitgenommen. Da warf sich die Schäfersfrau vor dem Mann auf die Knie und bat flehentlich, er möge doch um Gottes willen das, was jetzt in der Küche verbrenne, vom Herd wegtun, sonst müsse sie selbst des Feuertodes sterben.

Nun wußte der Zimmermann genug, befahl seiner Frau, die Kohlen auf dem Herd auszulöschen, und jagte die entlarvte Hexe aus dem Hause.

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