Kartenspielen in der Kirche

In Hall gab es einst zwei leidenschaftliche Kartenspieler, die ihrem Spiel daheim, im Wirtshaus und sogar in der Pfarrkirche frönten. Um nun im Gotteshaus ein stilles Plätzchen zu finden, setzten sidi die beiden Spieler auf die Stufen der Schneckenstiege, die links zur Emporkirche hinaufführt. Da blieben sie auch während des Gottesdienstes ungestört, weil von den Kirchenbesuchern für gewöhnlich. die rechte Stiege benützt wurde.

In diesem Winkel spielten die beiden Haller oft während Predigt, Messe und Hochamt, ohne bemerkt zu werden. Eines Sonntags verließ aber das Spielglück den einen derart, daß er fürchterlich zu fluchen und zu lästern begann, so daß die Andächtigen im Kirchenschiff sogar durch die dicke Mauer die wüsten Flüche hörten.

Da stieg auf einmal aus der Tiefe des Stiegenhauses stechender Schwefeldampf, der Teufel erschien, drehte dem lästernden Spieler den Hals um und fuhr mit ihm durch das kleine, vergitterte Fenster an der Schneckenstiege ins Freie, während ein heftiger Sturmwind die Pfarrkirche umtobte.

Nadi dem Gottesdienst fand man im Stiegenhaus den anderen Spieler bewußtlos auf dem Boden liegen, während von den Fenstergittern das Blut des Lästerers tropfte, den der Teufel geholt hatte.

tirolkarteklein