Salige im Zillertal

Auch im Zillertal wurden in alter Zeit Salige Fräulein gesehen, die gerne den Bauersleuten bei der Arbeit halfen und nur einen Feind kannten, den Wilden Mann, der sie mit tödlichem Haß verfolgte. Nicht immer fanden die Saligen einen Baumstumpf mit eingekerbten drei Kreuzen als sichere Zufluchtsstätte, oft mußten sie in Flachsfelder flüchten, weil ihnen der Wilde dahin nicht folgen durfte.

Einst kamen Salige auf den Bauernhof zu Reisch bei Zell am Ziller, wo sie von der Bäuerin gut aufgenommen wurden und dem Haus manchen Segen brachten. Trotzdem hatte der Bauer eine heimliche Scheu vor den geheimnisvollen Frauen und suchte sie vom Gehöft zu vertreiben. Als eines Tages eine Salige verfolgt vom Wilden Mann, in das Flachsfeld des Hofes flüchtete, jagte sie der hartherzige Bauer davon, so daß der Wilde Mann Gewalt über die Salige gewann und sie in zwei Teile zerriß. Seit diesem Tag ließ sich keine Salige mehr zu Reisch blicken, der Bauer aber starb bald darauf eines plötzlichen Todes.

Droben am Gerlosberg stehen zu Hohenried zwei Bauernhöfe. Einst war eine der Bäuerinnen im Flachsfeld mit Unkrautjäten beschäftigt, da kam eine Salige aus dem Wald, erbot sich, der Bäuerin zu helfen, und verlangte dafür nur einen Laib Brot und ein Dankeswort als Lohn.

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