In der Nähe von Sillian hauste im 17. Jahrhundert auf der Winnebacher Alpe am Ufer des dunkelschimmernden Thurntaler Sees ein unheimlicher, mit Zauberkräften ausgestatteter
Mann, der Thurntaler Urban. Er hatte seine Seele dem Teufel verschrieben und dafür die Kenntnis finsterer Künste, besonders des Wettermachens, eingetauscht. Schlug der Urban mit seinem
Stock in den See, so zogen sich schwere Wetterwolken zusammen, Blitz und Donner erschütterten die Luft, und Wolkenbrüche verheerten die Saaten. Brach ein solches Unwetter aus, dann setzte
sich der Thurntaler Urban auf eine große hölzerne Schüssel, voran saß der Teufel selbst, und nun jagte das höllische Gespann durch die brausenden, blitzdurchzuckten Lüfte.
Der
Thurntaler Urban war allenthalben gefürchtet, daher fand er eines Tages, als er von Hof zu Hof betteln ging, alle Haustüren verschlossen und blieb ohne Almosen. Da brach der Zauberer in
fürchterliches Fluchen aus und stieg zum Thurntaler See hinauf, um dessen Fluten aus Radie auf das unglückliche Tal loszulassen. Ein Hirtenknabe sah den Urban im Begriff, die Uferwände
des Sees durchzubrechen, und lief eilends hinab nach Sillian, um die Bevölkerung zu warnen. Bald läuteten die Wetterglocken, der Pfarrer erteilte mit der Monstranz den Wettersegen, und
die Sillianer zogen in feierlicher Prozession ins Freie, um des Himmels Hilfe zu erflehen.
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