Vom Thurntaler Urban, dem Zauberer

Droben am See aber war das unheilvolle Werk des Zauberers schon fast beendet. Der Damm war nahe dem Einsturz, noch ein letzter Hieb, dann wären die Wasser des Sees ausgebrochen und hätten in unaufhaltsamem Sturz das ganze Tal mit Sillian überschwemmt und zerstört. Da gab der Pfarrer mit dem Allerheiligsten den letzten Segen, und in diesem Augenblick stürzte Urban, noch bevor er den entscheidenden Hieb getan, mit einem gräßlichen Fluch in die Flut und ertrank. Seither braust und brodelt der See umheimlidi auf, sooft ein Gewitter heranzieht.

Nach einer anderen Überlieferung hatte Urban tatsächlich den See abgelassen, dessen Wasser eine gewaltige Mure losrissen, die das ganze Tal, das man seither Totental nennt, verschüttete und in eine Wüste verwandelte. Nur das inbrünstige Gebet der Sillianer bewog Gott den Herrn, dem Vordringen der Mure Halt zu gebieten, so daß der Ort und seine Bewohner verschont blieben.

Den Thurntaler Urban aber ereilte erst nach vielen Jahren sein Schicksal, er endete auf dem Galgen, draußen auf dem Winnebacher Feld. Die Leiche des Zauberers wurde verbrannt und seine Asche in alle Winder verstreut.

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