Das goldene Kegelspiel

Beim Holzsuchen ist einmal ein Paznauner Bub bis vor den Eingang des Schlosses Wiesberg, neben dem heute die mächtige Trisannabrücke der Arlbergbahn das Tal überspannt, gekommen. Er bemerkte dort eine Gruppe von schwarzgekleideten Männern, die sich mit Kegelspiel vergnügten. Sie winkten den Knaben herbei, er möge ihnen doch die Kegel aufsetzen. Der junge Paznauner dachte sich: Da kann ich mir ein Trinkgeld verdienen, und tat eifrig seinen Dienst als Kegelbub.

Als Stunde um Stunde verrann und der Knabe vor lauter Kegelaufstellen schon recht müde war, bisher aber von den Keglern keinen Kreuzer erhalten hatte, verdroß es ihn. Noch mehr ärgerte er sich aber, als die Männer nadi Beendigung des Spiels ihm statt eines Lohnes nur bedeuteten, er möge sich die Kegel und die Kugel mit nach Hause nehmen. Zornig ging der Bub von dannen; es fiel ihm gar nicht ein, die hölzernen Kegel und die Kugel, mit denen er nichts weiter anfangen konnte, mit heimzuschleppen.

Kaum war er aber einige Dutzend Schritte vom Schloß entfernt, da hörte er droben lautes Weinen und Wehklagen. Er blickte um und sah zu seinem Erstaunen, daß sich das Kegelspiel in lauteres Gold verwandelt hatte. Im gleichen Augenblick, da er den Glanz des Goldes wahrgenommen, versanken aber die goldenen Kegel im Boden, die Kegler und die Bahn verschwanden plötzlich. Hätte der Bub den Rat der Männer befolgt, so wäre er ein steinreicher Mann geworden.

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