Das Hostienwunder von Seefeld

Auf dem Schloß zu Seefeld saß in alter Zeit Ritter Oswald Milser als übermütiger, stolzer Herr und Gebietet.

Am Gründonnerstag des Jahres 1384, als alles Volk andächtig die Osterkommunion empfing, forderte Milser, der sich auch am Tisch des Herrn von den gewöhnlichen Leuten unterscheiden wollte, vom Seefelder Pfarrer eine große Hostie, wie sie sonst nur der Priester am Altar während der heiligen Messe empfängt. In seiner Schwachheit und Furcht vor dem gestengen Schloßherrn wagte der Pfarrer keinen Widerstand und reichte zitternd dem Milser, der schon an der steinernen Kommunionbank das Knie beugte, die große Hostie.

Kaum hatte der stolze FrevIer den Leib des Herrn mit der Zunge berührt, da färbte sich die große Hostie blutrot, der Boden wankte unter dem Milser, der sich in seiner Todesangst krampfhaft mit den Händen am Steingeländer festhielt. Doch Bank und Boden wichen wie weiches Wachs unter dem Ritter, so daß sich die Spuren seiner Hände und Knie im Stein abdrückten. Erst als der entsetzte Pfarrer die Hostie dem Milser wieder aus dem Mund nahm, erstarrte die Kommunionbank wieder zu hartem Stein.

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