Auf dem Sonnwendjoch wohnte in alter Zeit eine liebliche Fee, die sich nur selten den Menschen zeigte. Einst zog der junge Schloßherr von Mehrnstein bei Brixlegg zur Jagd
gegen das Sonnwendioch und erblickte, während er eine flüchtende Gemse verfolgte, die Fee. Huldreidi neigte sie sich dem Ritter und gab ihm zum Zeichen ihrer Gunst ein goldenes Ringlein
gegen das Versprechen, fortan kein Waldtier mehr zu töten. Selige Stunden verlebte der Ritter im kristallenen Schloß der Fee im Innern des Berges; er brauchte nur mit dem Ringlein an die
Felswand zu klopfen, so öffnete sich ihm sogleich der Eingang in das Feenreich.
Lange Zeit hielt der Ritter das Versprechen und kehrte stets von seinen Wanderungen und Jagdzügen
ohne Beute heim. Getreu seinem Wort hielt sich der Mehrnsteiner von jedem weiblichen Wesen fern, bis ihn eines Tages der Ritter vom Rattenberger Schloß zu seiner Hochzeitsfeier einlud.
Der Geladene konnte nicht gut absagen, kam und ward von einem schönen Innsbrucker Fräulein, das als Gast zugegen war, so bezaubert, daß er, von unbezwinglicher Liebe ergriffen, ihm das
Ringlein der Fee schenkte.
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