In der Meraner Gegend lebte ein Schwarzkünstler und Zauberer, den man den Maiser Studenten oder den Schnecken-Hansl nannte. Er verstand allerlei Zauberkünste, konnte sich
unsichtbar machen, braute böse Wetter und war daher überall gefürchtet.
Ein Bauernknecht bat einmal den Maiser Studenten, er möge ihm doch ein Mittel geben, daß seine Sense recht
scharf schneide. Der Student gab dem Knecht ein Stück schwarzes Pech und sagte: "Bestreich damit deine Sense, dann wird sie immer gut schneiden. Aber gib acht, daß kein anderer Mäher
deine Sense berührt, sonst ist's mit der Schneide aus."
Der Knecht bestrich die Sense mit dem Pech und übertraf seither alle anderen Mäher in der Schärfe seiner
Sensenschneide. Einmal wollte ein anderer Mäher dem Knecht einen Streich spielen und versteckte einen eisernen Dengelstock im Grase. Doch die pechbestrichene Sense schnitt den Dengelstock
wie einen dünnen Halm entzwei, zeigte aber nachher an der Schneide zahlreiche Blutstropfen.
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Eines Tages saß der Student um 12 Uhr mittags in einem Maise, Gasthaus und sprach zum Wirt: jetzt muaß i grad gschwind nach Innsbruck fahrn, um bei den Ratsherren dort das
Mittagessen nicht zu versäumen." Sprach's, zog einen Ziegenbock aus dem Stall, setzte sich rittlings drauf, und hui! ging's über Berg und Tal dahin. In Innsbruck traf der
Maiser Student noch zu Mittag ein, lud sich selbst im Rathaus zu Tisch, ritt dann durch die Luft zurück und stieg um ein Uhr nachmittag wieder vor der Tür des Maiser Wirtshauses vom
Ziegenbock.
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