Der Maiser Student

Die Bewohner von St. Pauls hatten einst den Maiser Studenten so erzürnt, daß er ihnen Rache schwor. Der Zauberer stieg auf die Mendel und wollte den mächtigen Gantkofel herabstürzen, um ganz St. Pauls zu zerschmettern. Schon hatte der Schnecken-Hansl einen tiefen Spalt in den Fels getrieben und schob mit allen Kräften den Kofel gegen den Rand des Berges, da hub im letzten Augenblick die große Glocke von St. Pauls zu läuten an und verhinderte den Absturz. Noch heute sieht man am Gantkofel die tiefe Kluft, die der Maiser Student damals im Gestein aufgerissen.

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Vom Ende des Maiser Studenten erzählt man, daß er wiederholt gefangen wurde und zum Tode hinausgeführt werden sollte. Immer wieder gelang es dem Schwarzkünstler, eine Handvoll Erde zu erlangen, sich dadurch unsichtbar zu machen und zu entschlüpfen.

Endlich wurde er ergriffen, entkleidet, gebunden und, in einen kupfernen Kessel eingeschlossen, zur Richtstätte geführt. Am Galgen angelangt, zog der Maiser Student nur ein spöttisches Gesicht, zeigte keinerlei Reue oder Furcht, sondern meinte nur: Machts nur schnell, damit i zu Mittag die höllischen Knödl nit versaum!" Nach der Hinrichtung wurde der Leib des Zauberers kohlschwarz, ein Zeichen, daß seine Seele dem Satan verfallen war.

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