Der Schlernsiedler

Vor dem Abschied bat der Kaiser den Einsiedler eindringlich, er möge doch wieder in die Welt zurückkehren, er, der Kaiser, bedürfe in den schlimmen Nöten der Zeit des weisen Rates seines Freundes dringender denn je. Doch der Klausner war nicht zu bewegen, seine Einsamkeit zu verlassen; unter Tränen nahm Max Abschied und verriet keinem Menschen das Geheimnis des Schlernsiedlers.

Jahre waren vergangen; des Klausners Haupt hatte das Alter gebeugt, da brachten ihm seine Zwergenfreunde eines Tages die Kunde, daß in der fernen Stadt Wels Anno 1519 Kaiser Max den letzten Atemzug getan. Trauervoll gedachte der Schlernsiedler seines heimgegangenen kaiserlichen Freundes und folgte ihm nach wenigen Tagen im Tode nach.

Seither blieben Klause und Kapelle verlassen, nur der Abendwind spielte oft mit dem Glöcklein im Türmchen und trug die hellen Töne ins Land hinaus. Als nach vielen Jahren die Einsiedelei durdi wildes Kriegsvolk zerstört und verbrannt wurde, gruben die Zwerge das silberne Glöcklein des Schlernsiedlers aus dem Schutt und trugen es hinauf auf den Schlerngipfel, von wo noch oft bei nahendem Unheil die warnende Glockenstimme ertönt.

tirolkarteklein