Der Schlernsiedler

Hoch droben, wo die letzten Fichten des Hauensteiner Forstes hart an den schroffen Schlernwänden stehen, öffnet sich an fast unzugänglicher Stelle eine Felsenhöhle, das sogenannte Klausnerloch, neben dem eine klare Quelle sprudelt. Bei dieser Höhle stand vor Hunderten von Jahren eine Einsiedelei mit einem Kapellchen, von denen längst keine Spur mehr zu sehen ist.

Zur Zeit, als Kaiser Max, der letzte Ritter, die Krone des Deutschen Reiches trug, stieg eines Sommerabends ein Pilger auf zum Schlosse Hauenstein, pochte an die Pforte und verlangte nach dem Schloßherrn. In langer, geheimer Unterredung vertraute sich der Fremde dem Schloßherrn an, legte dann in der Burgkapelle sein Waffenkleid und das mit kostbaren Edelsteinen besetzte Wehrgehänge als Weihgabe nieder und stieg am nächsten Morgen, begleitet von seinem Gastfreund, zu jener Felsenhöhle empor, bei der ihm alsbald die Werkleute des Hauensteiners eine Einsiedelei erbauten.

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