Vor langer Zeit lebte in Hochgemain im Schmirntal ein Mann von gewaltigen Kräften, den man wegen seiner starken Körperbehaarung den Zottler nannte. Er war der Sohn eines
aus Bayern eingewanderten Riesen und einer schönen Witwe zu Hochgemain und hauste auf dem Gut seiner Mutter, das ein Lehen der Herren von Matrei war. Wegen seiner Stärke war der Zottler
bei den Lehensherren sehr beliebt, die ihm so viel Grund zu geben versprachen, als er durch den Wurf seiner schweren Eisenkeule umgrenzen könne. Der Zottler besann sich nicht lange, holte
mächtig aus und warf die Eisenkeule so weit, daß das ganze Lehen in seinem Besitz blieb. Der starke Mann hatte auch Humor und erwiderte auf neugierige Fragen, was er denn esse, daß er so
ungewöhnliche Kräfte habe: Kühpech und Heuschrecken, die über den Zaun springen." Damit meinte der Zottler Butter und Hirschfleisch.
Als einst ein Fuhrmann sein hochbeladenes
Gefährt hinter Steinach trotz Fluchens und Scheltens nicht mehr weiterbrachte, kam der Zottler des Weges und erbot sich, das Fuhrwerk auf den Brenner hinauf zu ziehen. Er spannte zwei
schwarze Stiere ein, ergriff selbst den Stecknagel und zog den schweren Wagen mit auf die Paßhöhe.
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