Endlich, nach unsäglichen Leiden und Beschwerden, kam die Büßerin in ihr heimatliches Tal, mußte aber, da ihre Zeit nodi nicht ganz um war, unweit der Heimat zu einer
uralten Totenkapelle kriechen. Dabei wurde sie von einer Mure verschüttet und konnte sich erst nach einigen Wochen mühselig aus dem Schutt herausarbeiten. Erst als die Schildkröte
außerdem den Fluten eines Wildbaches entronnen war, kam sie zur Kapelle und hoffte nun, das Ende ihrer Leiden erreicht zu haben und der Erlösung nahe zu sein.
Aber noch wehrten ihr
zwei Wächter an der Kapellentür den Eingang. Als die Kröte auch dieses Hindernis überwunden hatte und heimlich durch einen Mauerspalt in das Kirchlein eingedrungen war, fand sie das
Gotteshaus von unzähligen Geistern belebt, die unter furchtbarem Rachegeschrei auf das arme Tier eindrangen. Es waren die Seelen jener ungeborenen Kinder, deren Stammvater das ermordete
Knäblein hätte werden können und die durch die Schuld der Kindesmörderin nie ins Leben treten durften.
Mit dem letzten Stundenschlag des siebenten Jahres verschwand endlich der
Spuk in der Totenkapelle. Die Frau erhielt wieder ihre menschliche Gestalt und führte fortan mit ihrem Mann ein glückliches, schuldbefreites Leben.
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