Die Stase wußte sich auch eines Tages rasdi zu helfen, als ihr einmal beim Muskochen das Salz ausgegangen war. Flugs ritt sie auf ihrem Sattel nach Hall, stahl aus dem
Sudhaus einen Kübel Salz und kam zu Hause noch zurecht, um das kochende Muß zu salzen.
Merkwürdigerweise ahnte der Mann der Stase, ein braver, gutmütiger Schuster, nichts von den
bösen Künsten seiner Frau. Als er einst über Land auf die Stör gehen sollte, befahl er seinem Weib, zu Hause zu bleiben und die Gerstengarben einzubringen, da ein schweres Unwetter
drohte. Die Stase wollte aber gerade an diesem Tag bei einem großen Hexentanz mithalten, daher beruhigte sie ihren Mann, er möge ganz unbesorgt sein, sie werde die Gerste schon zur
rechten Zeit unter Dach bringen.
Der Schuster ging nun dem Fließer Berg zu, wo er in einem Hof arbeitete, von dessen Fenstern aus er recht gut sein eigenes, an der
gegenüberliegenden Bergseite stehendes Haus sehen konnte. Als dann die ersten Regentropfen fielen, sah der Schuster, daß drüben vor seinem Haus das Weib eine Gerstengarbe aufhob und daß
ihr gleichzeitig alle anderen Garben wie flatternde Vögel zuflogen und im Stadel verschwanden. Da erkannte der Schuster entsetzt, daß sein Weib eine Hexe sei, und lief eilends nach
Landeck hinunter, um beim Pfleggericht die Anzeige zu erstatten.
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