Die kalte Pein

Dem Bauern schien in seinem Elend diese Aussicht nicht das Schlimmste. Er ging auf den Handel ein, und der Fremde verabschiedete sich mit einem kräftigen Handschlag. Als der Bauer heimkam, liefen ihm schon seine drei Buben jubelnd entgegen, jeder trug in den Händen eine Milchschüssel gehäuft voll Geld. Seither war dem Bauern das Glück hold, er konnte seine Schulden abzahlen und mit seiner Familie ein sorgenfreies Leben führen. im übrigen hauste der Mann fromm und gottesfürchtig, bis er seine Todesstunde herannahen fühlte. Da ließ sich der Kranke zur Verwunderung seiner Angehörigen Hose, Joppe, Haube und Handschuhe aus dickem Loden und wärmender Wolle machen, denn er mußte ja nach seinem Tode für den Fremden die kalte Pein" leiden, und da wollte er sich doch recht warm anziehen.

Am Abend des Tages, an dem der Bauer verschieden war, sahen seine Söhne nach dem Aveläuten zu ihrem Schrecken den Vater in dickem Lodengewand, das man ihm in den Sarg mitgegeben, zur hinteren Haustür hinausgehen und durdi den Garten verschwinden. Der Bauer war zur Erfüllung seines unseligen Versprechens hinauf auf den Glungezer gestiegen, wo er vielleicht heute noch "die kalte Pein" an Stelle des seltsamen Herrn leidet.

tirolkarteklein